Ich kehre zurück, sagte mein Vater vor 100 Jahren,
während er durch die von ihm selbst gegrabenen Schützengräben ging
Da, wo er sich seit 100 Jahren vor dem Feuer schützt,
wachsen nun Apfelblüten

Durch tagelanges Marschieren
entstanden
Blasen an meinen Füßen
Meine schweren Füße sind schon längst vergangen

Meine schweren Stiefel sind noch da
in einem Antiquariat
zum Kaufen
für einen bezahlbaren Preis

In einem Regal
stehen eure Schuhe
Sie sind schwer
100 Jahre schwer
Haben dicke Sohlen und braune Farbe
Manchen fehlen die Schnürsenkel

Wer weiß, wer zuletzt die Schuhe getragen hat
Ein Franzose oder ein Deutscher

Wer weiß, wer sie
ausgezogen und weiter getragen hat
Wer weiß

Nur die Schuhe wissen
welche langen Wege ihr marschiert seid
und für wie lange

Nur die Schuhe wissen noch
wie viel ihr gewogen habt

Die stillschweigenden Schuhe
die keinen Freund und Feind kennen
und sich von jedem
tragen lassen

Mein Schuh war schwer
Mein Helm war schwer
Nur die Wasserflasche, die ich trug,
war leicht und leer
Die Sonne bist du
Die Wolke bist du
Du meine Hagebutte
Du meine Apfelblüte
Ich bin nur ein Soldat
mitten im Frühling
unter dem Feuerregen
Ob wir uns je wieder sehen?

* SANG d'encre, La Liberte de l'Est, 2008
Frieden riecht nach unter dem Regen stehenden Nadelbäumen
Krieg nach niedergebrannten Träumen

* SANG d'encre, La Liberte de l'Est, 2008
Unsere Erste-Hilfe-Kästchen aus unserem ersten und letzten Weltkrieg
die zuletzt keinem helfen konnten
liegen nun im Schaufenster eines Antiquariats
weder mit kleinen noch mit großen Verbänden
wurden unsere Wunden verbunden
Du Vermisster Sohn
vielleicht kommst du ja zurück
in Zeiten des Friedens